PSNV-E

Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E)

Stressbewältigung für Einsatzkräfte

KONTAKT UND INFORMATION:

Das PSNV-E-Team der Kreisfeuerwehr Osterholz

Ansprechpartner: Hinrich Horstmann

0160 / 98 42 33 18

psnv@kfv-ohz.de

Stress im Einsatz

Als Feuerwehrfrauen und -männer sind wir es gewohnt mit Stress und Belastungen umzugehen. Manche Einsätze können jedoch eine außergewöhnliche seelische Belastung darstellen und im Extremfall zu dauerhaften Beschwerden führen. Nicht nur die Opfer von Unfällen, Katastrophen und Gewalt sind dem Risiko ausgesetzt, traumatisiert zu werden, sondern auch deren Helfer und Helferinnen.

Der Feuerwehrdienst stellt damit hohe Anforderungen auch an unsere seelische Leistungsfähigkeit. Um den Stresspegel nach einem belastenden Einsatz wieder abzubauen, reichen in der Regel die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten und Unterstützungssysteme aus. Aber wenn es zu einer außergewöhnlichen Belastung kommt, können wir diese, anders als die Einsatzbekleidung, nach dem Einsatz nicht einfach an den Haken hängen. Wir nehmen diese Belastungen mit: Nach Hause, in den Alltag, in den nächsten Einsatz. Was dann auf keinen Fall funktioniert ist Abhärtung; im Gegenteil, jede unbewältigte Belastung summiert sich weiter auf und irgendwann bringt der berühmte letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen.

PSNV-E – Was ist das eigentlich?

Aber dafür gibt es das PSNV-E Team der Kreisfeuerwehr Osterholz!

Die Abkürzung „PSNV“ bedeutet Psychosoziale Notfallversorgung und das „E“ steht für Einsatzkräfte, denn es wird bei der Psychosozialen Notfallversorgung zwischen dem Buchstaben „B“ für Betroffene (Angehörige, Zeugen und andere Unfallbeteiligte) und dem Buchstaben „E“ für Einsatzkräfte (also bei uns Feuerwehrkräften) unterschieden.

Die Ziele der PSNV-E sind:

  • Prävention von psychosozialen Belastungsfolgen
  • Früherkennung von psychosozialen Belastungsfolgen nach belastenden Einsätzen
  • Bereitstellung von angemessener Unterstützung und Hilfe für zur Verarbeitung von belastenden Einsätzen

Die Mitglieder unseres Teams sind „Peers“ also besonders auf belastende Einsätze geschulte Feuerwehrkameraden und Feuerwehrkameradinnen, die Einzelpersonen oder auch einer gesamten Feuerwehr VOR (Prävention) WÄHREND (Einsatzbegleitend) oder NACH (Einsatznachsorge) belastenden Einsätzen zur Verfügung stehen. Sie geben Hilfestellungen zur Bewältigung dieser kritischen Lebensereignisse und psychosozialen Belastungen.

Das PSNV-E Team steht für die Prävention zum Thema „Stressbewältigung für Einsatzkräfte“ bei der Truppmannausbildung und für Dienstunterrichte in den Ortsfeuerwehren im Landkreis Osterholz zur Verfügung.

Besonders belastend können zum Beispiel sein:

  • Alarmierung, Zeitdruck, Ungewissheit.
  • Unbekannte Situationen, Gefahren, Chaos, Lärm, Gerüche, extreme Temperaturen und schlechte Sichtverhältnisse an der Einsatzstelle.
  • Handlungs-, Bedienungsfehler, taktische Fehlentscheidungen, Kompetenzgerangel.
  • Eskalation der Einsatzlage.
  • Nicht helfen können und Scheitern.
  • Erleben von (unbegründeter) Schuld.
  • Körperliche Verletzung oder Lebensgefahr für sich selber und für Kameraden.
  • Eigene und fremde Stressreaktionen durch Kameraden, Unfallverursacher, Zeugen, Angehörige von Verletzten oder Toten.
  • Einsätze mit Verletzten und Toten, insbesondere wenn Kinder betroffen sind.

Verstärkt werden können diese akuten Belastungen durch:

  • In den Einsatz mitgebrachte Belastungen aus Familie, Betrieb, Ehrenamt etc.
  • Unverarbeitete belastende Einsätze.
  • Eine Häufung belastender Einsätze in kurzer Zeit.

Auf was muss ich achten?

Auf belastende Einsätze reagiert jede/r anders – und jede Reaktion ist zunächst eine angemessene Reaktion auf die außergewöhnliche Belastung.

Grundlegende Veränderungen im Befinden sollten jedoch nicht länger als zwei bis vier Wochen andauern. Denn je nach Dauer und Intensität kann sich eine ernsthafte Erkrankung entwickeln.

Anzeichen einer akuten Belastung können sein:

  • Anhaltende körperliche Erregung (z.B. Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, vor allem dann, wenn man wieder an den Einsatz erinnert wird).
  • „Auf-Hochtouren-Laufen“ (z.B. besonders wachsam, unruhig, reizbar oder schreckhaft sein, nicht ein- und durchschlafen können, sich nicht konzentrieren können).
  • „Wie ferngesteuert sein“ (z.B. ein Gefühl wie in einem Film oder Traum haben, teilnahmslos wirken, nicht alles mit bekommen).
  • Erinnerungslücken bezüglich des Einsatzes.
  • Den Einsatz „wiedererleben“ (Gedanken, Bilder, Gerüche oder andere Sinneseindrücke gehen einem nicht mehr aus dem Kopf, Alpträume).
  • Vermeidung von Dingen und Gedanken, aber auch von Kameraden und Kameradinnen, die an den Einsatz erinnern könnten.
  • Niedergeschlagen und traurig sein, Verlust von Interessen.

Anzeichen dafür, dass aus einer akuten Belastung eine Erkrankung werden kann:

  • Depressive Verstimmtheit und Antriebslosigkeit.
  • Stimmungsschwankungen.
  • Ängste, Schuldgefühle, Grübeln.
  • Erhöhter Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum (z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel).
  • Ärger, ständige Konflikte.
  • Körperliche Beschwerden oder allgemeine körperliche Erschöpfung.

Was kann ich selbst tun?

Ich kann selber aktiv und für mich förderlich mit Stress und Belastungen umgehen,

  • indem ich einschätze, ob bei mir etwas anders ist als sonst (Gefühle, Gedanken, Verhalten, Beziehungen),
  • diese Veränderungen als normale und angemessene Reaktion auf unnormale Ereignisse einstufe
  • und dann für mich gut sorge.

Hilfreich nach einem belastenden Ereignis ist:

  • Bewegung: Ich baue durch „Aktive Entspannung“ (Spazierengehen oder Ausdauersport) die anhaltende Anspannung wieder ab.
  • Bewusstes Erinnern: Ich nehme mir Zeit für die selbstkontrollierte Auseinandersetzung mit dem Erlebten (darüber sprechen, Eindrücke aufschreiben).
  • Atmung: Ich atme tief und gleichmäßig.
  • Abstand: Ich gönne mir Zeit zur Erholung, mache Pausen und vermeide zusätzlichen Stress.
  • Alltag: Ich pflege vertraute Alltagsgewohnheiten, Freizeitaktivitäten und soziale Kontakte. Ich achte auf gesunde Ernährung und Fitness. Ich suche Unterstützung bei Familie und Freunden und nehme sie an.
  • Ablenkung: Ich erlebe Erholung und Schönes.

Unterstützung

Kameraden, Kameradinnen und Vorgesetzte kennen belastende Einsätze und können deshalb helfen, Gefährdungen zu erkennen.

Wie bei anderen Gefahren an der Einsatzstelle, kann ich mich durch Vorbereitung und einen angemessenen Umgang damit schützen.

Und bei Bedarf kann ich mir frühzeitig Hilfe (zum Beispiel beim PSNV-E-Team) suchen.

Das PSNV-E-Team der Kreisfeuerwehr Osterholz

Wie bei anderen Gefahren an der Einsatzstelle, können wir uns aber durch Vorbereitung und einen angemessenen Umgang auf belastende Einsätze vorbereiten. Und dazu brauchen wir ein Grundwissen über Stress und Stressvermeidung:

  • Was ist Stress, was kann uns bei einem Einsatz unter die Haut gehen?
  • Wie reagieren wir (ganz normal) auf unnormale Ereignisse?
  • Wie können wir Stress vermeiden und entstandenen Stress effektiv bewältigen?

PSNV, Psychosozialen Notfallversorgung, ist weder Psychotherapie noch Seelsorge, sondern Hilfe zur Selbsthilfe:

  • um die eigene psychische Stabilität zu stärken,
  • die Freude am Feuerwehrdienst zu erhalten und
  • vorzubeugen, dass sich Beschwerden und Beeinträchtigungen festsetzen.

Die Hauptaufgabe des PSNV-E-Teams ist daher Präventionsarbeit, damit wir, wenn etwas passiert, wissen, was passiert und wie wir damit umgehen können.

Wir sind aktive Feuerwehrkamerad/innen, haben uns für diese Aufgabe ausgebildet und arbeiten absolut vertraulich.

Wir bieten an:

  • Dienstunterrichte „Stressbewältigung für Einsatzkräfte“ und über andere Themen in den Ortswehren durchzuführen, denn Prävention heißt vor allem Information.
  • Strukturierte Einsatznachbesprechungen (1) als Kurzbesprechungen direkt nach belastenden Einsätzen und (2) ausführlich einige Tage nach belastenden Einsätzen.
  • Vertrauliche Einzelgespräche über persönliche Eindrücke und einsatzbedingte Belastungen.
  • Unterstützung bei großen, lang andauernden Einsätzen.
  • Unterstützung, falls weitere Hilfen  gebraucht werden, z.B. bei der Suche nach einem Psychotherapeuten.
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